24. März 2024

Aufgeblasen & Zerbrechlich - Glashandwerk Gordiola Mallorca


Update: 24.03.2024

Wer denkt bei Mallorca an traditionelle Glasbläserkunst? Eigentlich wohl erstmal niemand. Mir ist dieses historische Highlight auch eher zufällig begegnet. Und letztlich war es ein tolles Erlebnis, dem Handwerk hier live zuschauen zu dürfen!

Die Glasbläserfabrik Gordiola befindet sich in der Nähe von Algaida. Sie liegt etwa 20 Autominuten östlich der Inselhauptstadt Palma de Mallorca direkt an der MA 15.

Die Öfen dieser Glasbläserei brennen seit über 300 Jahren. Gegründet wurde sie im Jahre 1719. Bis heute wird hier mundgeblasene Glasware hergestellt. Das Sortiment reicht von Briefbeschwerern über Gläser, Teller, Kelche, Krüge bis hin zu Kronleuchtern.

Am 6. Dezember 2023 hat die UNESCO die Aufnahme der Gordiola Glasbläserkunst in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes bekanntgegeben.




Das spannende an dieser Fabrik ist, dass man hier einfach mal zusehen kann. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Im Shop ein Ticket kaufen und dann zur großen Fabrikhalle gehen und sich erstmal wundern, wie nah man den Glasbläsern kommen kann. Lediglich eine kleine Metallbarriere trennt den Besucher von den Handwerkern - oder eigentlich besser gesagt Künstlern. Wir standen dort ziemlich lange und ziemlich fasziniert und schauten dem Treiben zu. 

Bis vor kurzem war der Besuch hier noch kostenfrei. Jetzt wird ein Eintrittsgeld (siehe unterm Blog) erhoben. Man erhält dafür aber auch ein kleines Geschenk. Ich finds schon angemessen, hier Eintritt zu zahlen, denn so nach sieht man die Arbeit der Glasbläser sonst wohl selten. Außerdem gibt es jetzt im Obergeschoss auch noch ein kleines Museum dazu.



Es ist eine nicht zu unterschätzende Arbeit, die hier geleistet wird. Die Temperaturen sind nicht ohne. Die Zerbrechlichkeit des Materials und die Abstimmung in den Arbeitsabläufen faszinieren. Zur richtigen Sekunde muss Mensch Nummer 2 am heißen Glas sein, um es gemeinsam zu formen so lange es noch die nötige Temperatur hat. Das alles passiert ohne groß miteinander zu reden mit sehr sicheren Bewegungen und geschmeidigen Schritten. Da wird das heiße Glas auf dem Blasrohr geschwungen, wo man eigentlich jedem Moment damit rechnet, dass es runterfällt oder der Künstler damit irgendwo gegenknallt. Dann kommt das ganze wieder in den Ofen - auch hier ohne Schaden und einer faszinierenden Ruhe, aber eben auch nicht langsam. Muss man sich unbedingt anschauen, wie hier gearbeitet wird. Die Menschen, die hier Glas blasen und formen sind auch nicht alt - eher im Schnitt für diesen Beruf relativ jung. In Jeans, Turnschuhen und Shirt wird hier am heißen Ofen das Glas bearbeitet - mit Zigarette im Mundwinkel. Mir leuchtete da schon wieder die Arbeitsschutz-Lampe im Kopf 😉

An den einzelnen Arbeitsplätzen stehen kleine Körbchen, in die man Geld legen kann. Das haben wir auch getan und trotz der Beschäftigung entging unser Tun dem Glasbläser nicht und er bedankte sich. Man war richtig erschrocken, angesprochen zu werden in dieser sonst so stillen Arbeitsatmosphäre. Der einzige Krach wird hier nämlich nur erzeugt, wenn die Blasrohre abgeklopft werden.

In dem Team scheint eine Person immer für das Nachlegen von Feuerholz zuständig zu sein. Zumindest erledigte das bei unserem Besuch immer dieselbe Person. Sie - ja eine Frau - war es auch, die dann stets zur Stelle war, wenn es was zu halten, drücken oder formen gab - auf die Sekunde genau. Drei Männer waren mit dem Herstellen von Kelchen und Flaschen zugange, die Frau war immer bei dem zur Stelle, wo sie gebraucht wurde. Ein eingespieltes Team. Eigentlich hätte man stundenlang am Rand stehen und zusehen können.

Irgendwann konnten wir uns loseisen und drehten noch eine Runde durch den sehr sehenswerten Innenhof.

Dort an der Giebelseite der Fabrik steht eine Statue von Ramon Llull. Auf Mallorca jetzt eigentlich erstmal nichts Besonderes. Aber wir haben uns ziemlich erschrocken - irgendwie wackelte die Statue nämlich, obwohl sie sehr massiv wirkte. Und wenn man sie anfasste, bewegte sie sich aber nicht. Das war irgendwie unheimlich. Schaut mal bei Ramon Llull vorbei und schreibt mir ggf. in die Kommentare, ob er wirklich wackelt oder ob wir zwei zu lange vorm Holzofen gestanden haben.

Zum Abschluss sind wir dann noch in die Verkaufsräume gegangen. Es gibt hier sämtliche hergestellten Glaswaren zu kaufen. Die hohe Kunst des Glasblasens gibt es übrigens nicht zum niedrigen Preis. Die Tatsache, dass keines der Gläser koffertransportabel erschien, schonte die Urlaubskasse ungemein. Übrigens, ihr könnt auf der Website auch im Onlineshop per Versand bestellen. Wer sich also vor Ort in ein Objekt verguckt, es wird auch bruchsicher verschickt. Einen weiteren Laden gibt es in der Inselhauptstadt Palma de Mallorca.

Fazit: Sollte man sich unbedingt anschauen. Es ist auch eine bestens für den Winter geeignete Unternehmung - es ist da nämlich ziemlich trocken und warm. Der 11jährige war auch schwer fasziniert - das hätte ich erst gar nicht vermutet. Aber dieses Glasblasen mal so nah zu erleben, scheint auch Kinder zu beeindrucken.

Im Video könnt ihr einen ersten Eindruck bekommen, was Euch bei einem Besuch erwartet:




Parken: GoogleMaps

Eintritt: 8 Euro Erwachsene, 6 Euro Rentner, Kind gratis

Website: LINK

Barrierefreiheit: eher nicht

Gastro: nein (Getränkeautomat)



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