17. Januar 2023

Lost Place - Alter Friedhof Leipzig-Dölitz

Im Süden von Leipzig, ganz versteckt und selbst vielen Leipzigern nicht bekannt, befindet sich der Alte Friedhof im Stadtteil Dölitz. Und schaut man sich die dort noch vorhandenen Gräber an, so scheint dieses Stückchen Erde wohl in Vergessenheit geraten zu sein.


Mehrere Jahre habe ich nur 180 Meter vom Eingang zu diesem Friedhof gewohnt und nicht gewusst, dass es ihn überhaupt gibt. Erst jetzt - 18 Jahre nach meinem Wegzug - bin ich bei Recherchen auf diesen mystisch anmutenden Ort gestoßen.

Bereits im Jahre 1910 wurde der Ort Dölitz nach Leipzig eingemeindet. Der Friedhof an sich stammt wohl aus der Zeit vor der Eingemeindung - nämlich etwa aus dem Jahre 1877. Die Auenkirchgemeinde bestand zu dieser Zeit aus drei Gemeinden incl. Dölitz. Die Errichtung des eigenen Friedhofes für Dölitz leitete eine Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse ein - dies ist zu erfahren in dem geschichtlichen Abriss der Auenkirchgemeinde Markkleeberg Ost.

Später gehörte de Friedhof zur Kirche im Süden von Leipzig Connewitz, zu DDR-Zeiten dann zur Lößniger Gethsemanekirche. Die Gemeinde versuchte, den Friedhof zu pflegen, jedoch gab es immer wieder Vandalismus, Wasserdiebstahl und sonstige Ärgernisse.

Bereits zu DDR-Zeiten begann man wohl, den Friedhof stillzulegen. Gründe dafür waren wohl hauptsächlich wirtschaftlicher Natur. Nur noch vereinzelt, wurden hier Bestattungen durchgeführt. Ob das dann nur noch in Bestandsgräbern möglich war, entzieht sich meiner Kenntnis.

Gepflegt wurde der Friedhof in den 1990er Jahren noch eine zeitlang vom Kirchlichen Friedhofsamt Leipzig. Irgendwann hat man aber auch dies aufgegeben.

Tatsächlich sind heute noch sehr wenige Gräber zu finden, die ein Sterbedatum nach 1990 aufweisen. Auch gibt es noch ganz wenige Gräber, die heute noch gepflegt werden. Der größte Teil der Grabstätten ist mittlerweile schon gar nicht mehr zu erkennen. Vereinzelt stehen noch Grabsteine, an manchen Stellen sieht man nur noch Umrandungen ohne Stein. An der westlichen Seite befinden sich alte Erbbegräbnisse, welche wohl von Allem auf dem Friedhof noch am besten erhalten sind.

Diverse Stellen sind auch mit rot-weißem Flatterband kenntlich gemacht. Schaut man genauer hin, hat das auch seinen Grund. Und nicht ohne Grund prangt am Friedhofstor das Schild mit der Aufschrift "Betreten auf eigene Gefahr".

Die Wege an sich sind von hohen Bäumen gesäumt. Der Ort wirkt hier im Winter fast mystisch. Und der Wind sorgt dafür, dass es im Geäst knarzt und quietscht. Einige Bäume sind auch schon umgefallen und liegen nun dort wie auch so mancher Grabstein.

Kommt mit auf einen Rundgang über den Friedhof im Video:

Bis irgendwann in die 2010er Jahre gab es am Ende der Hauptallee des Friedhofs Dölitz auch noch eine dreiachsige Leichenhalle im neogotischen Stil, welche 1877 vom Zimmermeister Louis Rossberger errichtet worden war. Daneben stand ein Glockenturm, welcher später im Jahre 1953 nach den Plänen des Architekten Paul Busse erbaut wurde. Von beiden Gebäuden ist heute leider gar nichts mehr zu sehen. Und so stell ich mir nun die Frage, ob das alles noch dastand, als ich dort in der Nähe wohnte?

Auch wenn nicht mehr viel übrig ist vom einst sicherlich schönen Friedhof, so steht das Areal des Alten Friedhofs Dölitz als Sachgesamtheit heute auf der Liste der Kulturdenkmäler im Freistaat Sachsen. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen führt es unter der Objektnummer 09296147.



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