6. März 2023

Der Rote Blitz auf Mallorca - Tren de Sóller

Eine Fahrt mit dem Tren de Sóller ist eines der touristischen Highlights auf Mallorca. Und nicht nur die Fahrt an sich mit dem historischen Zug, welcher von den Deutschen als Roter Blitz bezeichnet wird ist ein Erlebnis, sondern auch die Landschaft, die es aus dem Zugfenster zu sehen gibt.


Der Name Roter Blitz ist dem Zug übrigens nicht von den Mallorquinern zugedacht worden. Vielmehr waren es wohl Deutsche Touristen, die diesen Zug so benannt haben und der Name hat sich über die Jahre gehalten. Allerdings frage ich mich, welcher farbenblinde Deutsche hier auf diese Idee kam. Ok, brauner Blitz wäre für uns Deutsche wohl ein NoGo gewesen. Aber rot ist an dem Zug nun wirklich nichts, maximal die Zugnummer oben links.

Der Tren de Sóller wird betrieben von der Firma Ferrocarril de Sóller SA. Gegründet wurde diese private Bahn am 5. November 1905. Die Bahnstrecke von Palma bis nach Sóller wurde am 14. April 1912 - also vor über 111 Jahren - eröffnet. Die Spurbreite der Bahn beträgt 914 Milimeter, drei englische Fuß. In Palma hat die Bahn ihren eigenen historischen Bahnhof und früher bestand auch eine Gleisverbindung zum weiteren Eisenbahnnetz der Ferrocarriles de Mallorca. Die Strecken der Ferrocarriles wurden dann aber in den 1970er Jahren auf die Meterspur umgebaut, was die Kompatibilität aufhob.

Eine Elektrifizierung des Tren de Sóller erfolgte im Jahr 1927. Die Züge fahren mit 1200 Volt. Schon auf Grund der vielen Tunnel auf der Strecke war dies mehr als überfällig, da die starke Rauchentwicklung zu vielen Beschwerden führte. Die Triebwagen der Bahn sind holzverkleidet und somit unverkennbar. Oben links befinden sich die Zugnummern und die Triebwagen mit den Nummern 1 bis 4 gehören zu den Elektrotriebwagen der Bauart AAB FHV. Sie stammen aus dem Jahr 1929 und sind alle noch erhalten. Technisch wurden die Fahrzeuge natürlich immer mal modernisiert, bis auf die Saugluftbremsen. Aber vom Erscheinungsbild her legte man großen Wert auf die Erhaltung des historischen Aussehens.

Nach der Inbetriebnahme der Strecke im Jahr 1912 hatte der Zug noch keine touristische Bedeutung. Er diente vielmehr als Transportkapazität für Waren - überwiegend für Orangen. Das Gebiet um Sóller ist bis heute bekannt für die vielen Orangenbäume und das Tal dort bietet auch beste Bedingungen für deren Anbau. Die Transportmöglichkeit per Bahn erleichterte den Handel immens, denn bis dahin gab es nur Wege, welche mit Karren befahren werden mussten.

Die Gesamte Strecke des Tren de Sóller ist etwa 27 Kilometer lang und zum Teil auch ansteigend. Um durch den Gebirgszug der Serra de Tramuntana zu gelangen, mussten 13 Tunnel und ein 52 Meter langes Viadukt erbaut werden. Von Palma bis Sóller benötigt der Zug etwa eine Stunde, von Bunyola bis Sóller ca. 35 Minuten. Es gibt mehrere Haltpunkte, welche aber nicht alle stets bedient werden.


Ich habe meine Fahrt mit dem Tren de Sóller in Bunyola gestartet. Somit musste ich nicht erst nach Palma fahren und der schönste Teil der Strecke ist ohnehin der von Bunyola nach Sóller. Außerdem wollte ich  mir den historischen Bahnhof in Bunyola anschauen. Und das Ticket kostet von Bunyola aus auch gleich mal 10 Euro weniger pro Person.

Was ich allerdings nicht bedacht hatte, war dass man in Bunyola gar nicht so einfach einen Parkplatz findet. Der eine öffentliche Parkplatz war natürlich voll und so ging die Suche los. Im Bereich des Bahnhofes direkt hat man keine Chance - die wenigen Stellplätze am Straßenrand sind belegt und man fährt da letztlich auch in eine Sackgasse. Aber ich war rechtzeitig im Ort und so konnte ich dann doch noch eine super Parkgelegenheit, welche obendrein kostenfrei war, erkunden (Standortlink dazu unterm Blog). Von dort aus war es auch nur ein kurzer Weg zu Fuß direkt zum Bahnhof.

Die Fahrkarten habe ich dann direkt vor Ort im historischen Bahnhofsgebäude an dem winzigen Schalterfenster gekauft. An der Tür stand, dass der Schalter 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges öffnet. Nungut, ich war tatsächlich zu der Zeit auch da, aber der Schalter war zu. Die Menschen warteten geduldig und so reihte ich mich in diese Warteschlange ein. Irgendwann waren nur noch 8 Minuten bis zur Abfahrt des Zuges lt. Plan übrig. Der Schalter blieb geschlossen. Als er kurz darauf dann öffnete, erfuhren wir, dass der Zug Verspätung hat. Und somit hatte dann der Schalter ja doch wieder 20 Minuten vor Abfahrt geöffnet.

Man löst sowohl die Hin- als auch die Rückfahrt am Schalter. Dazu ist es wichtig zu wissen, welchen Zug man rückzu nehmen möchte, denn das wird auf die Fahrkarte gedruckt. Da wir an dem Tag wirklich nur Zug fahren wollten, weil wir Sóller und auch die historische Straßenbahn schon kennen, sorgte das für etwas Verwirrung. Die Dame am Schalter konnte nicht glauben, dass wir Sóller direkt wieder verlassen möchten und war völlig irritiert, als ich nachfragte, ob wir im Zug sitzen bleiben können oder ob wir in einen anderen Zug rückzu wechseln müssen. Sie betonte immer wieder, dass nur 10 Minuten Zeit in Sóller blieben und verstand gar nicht, dass ich das als völlig ausreichend hielt, um ggf. den Zug zu wechseln. Letztlich druckte sie dann aber doch unsere Fahrkarten mit der gewünschten Rückfahrzeit und gab uns zu verstehen, dass wir im Zug sitzen bleiben können.

Wir haben hinzu den Zug um 13.15 Uhr genommen, welcher dann irgendwann gegen 13.32 Uhr auch in den Bahnhof einfuhrt. Rückzu haben wir den 14.00 Uhr-Zug genommen, der folglich auch verspätet startete.

Preislich sollte man sich vorher überlegen, was man alles abfahren möchte. So kann man - Stand 2023 - für 25 Euro pro Person die ganze Strecke Palma-Sóller-Palma fahren oder für 15 Euro pro Person von Bunyola nach Sóller und zurück. Wer in Sóller noch mit der historischen Straßenbahn nach Port de Sóller reisen möchte, der bucht am besten das Kombiticket für 32 Euro pro Person. Die Fahrt mit der historischen Straßenbahn hatte ich bereits früher schon in einem Blog beschrieben:

klick aufs Bild für den Blog zu Straßenbahn

Tickets könnt ihr für die Gesamtstrecke sowie auch das Kombi-Ticket im Internet vorbuchen (Link unterm Blog). Das lohnt vermutlich an Tagen, wo die Bahn ggf. viel frequentiert ist. Wie ich erfahren habe, sind Tage, an denen Kreuzfahrtschifft in Palma anlegen, besonders stark frequentiert. Im Winter kann man da wohl eher entspannt spontan zum Schalter gehen. Auch wäre die Strecke von Bunyola gar nicht vorbuchbar gewesen.

Die Fahrt an sich ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Dieses nostalgische Gefühl im alten Zug mit seinen schönen Deckenlampen und der Holzverkleidung sowohl innen als auch außen, die Türen und Übergänge zwischen den einzelnen Wagen sowie die ganzen Details versetzen einen schon etwas in der Zeit zurück. Besonders spannend fand ich die klappbaren Lehnen der Sitzbänke. Damit kann man einen 4er Sitzbereich ganz flott in einen 2er Sitzbereich verwandeln oder wenn man einfach in die andere Richtung beim Fahren schauen will, dann klappt man die Lehne rum und schwupps kann man andersherum sitzen. Irgendwie ne coole Erfindung und ich frag mich, warum es sowas heute nicht mehr gibt.

Ein weiteres Erlebnis auf der Fahrt sind die vielen Tunnel. Gerade der Túnel Major mit seinen 2876 Metern ist schon krass. Vor allem dann, wenn man wie ich ganz hinten auf der Plattform nach dem letzten Wagen steht und das Licht am Ende des Tunnels immer kleiner wird, die Temperatur immer niedriger und der Geräuschpegel scheinbar immer lauter. Das vermittelte dann schon das Gefühl, der Tunnel sei unendlich.

Und man hat - vermutlich auch dem Geräuschpegel geschuldet - die ganze Zeit das Gefühl, der Zug rast. Und zwar von Tunnel zu Tunnel mit immenser Geschwindigkeit. Vielleicht hat er auch daher den Namen Roter Blitz? Wobei die Farbe immer noch nicht passt. Auf jeden Fall erscheint die Fahrt ziemlich rasant, gerade wenn man draußen steht. Man kann übrigens zwischen den Wagen auf den kleinen Plattformen stehen oder eben wie ich ganz hinten am Zug. Gerade für Fotografen ist das ein Highlight, denn man kann nicht nur schöne Fotos von der Landschaft machen, sondern auch den Zug erwischen, wenn er eine Kurve fährt. Aber hier wirklich Vorsicht - langsam rantasten, denn die Masten und Tunneleingänge sind mit sehr geringem Abstand zum Zug gebaut.



Kommt am besten mit auf die Fahrt per Video. Die Strecke hinzu hab ich von der hintersten Plattform für Euch gefilmt. Rückzu gibt es ein paar Eindrücke aus dem Fenster zur Seite und natürlich das Umkoppeln des Triebwagens am Bahnhof in Sóller.

Wichtig für die Reise mit dem Zug zu wissen: Es gibt keine Toiletten an Bord. Nutzt also die Gelegenheit am Bahnhof nochmal, sonst könnte das Ruckeln des Zuges Euch von der schönen Landschaft wegen anderer Bedürfnisse ablenken. In Bunyola gibt es übrigens ein Toilettenhäuschen direkt auf dem Bahnsteig.

Falls ihr Sóller noch nicht kennt, dann plant dort einen Aufenthalt ein. Eine sehr schöne Stadt, wo man gut durch die engen Gassen schlendern und verweilen kann. Und ich empfehle auf jeden Fall auch die Weiterfahrt zum Hafen nach Port de Sóller mit der historischen Straßenbahn (Blog-Hinweis weiter oben). Unten am Hafen kann man auch schön schlendern, ein Eis essen oder einfach die Stimmung am Meer genießen.

In Sóller selbst ist auch schon der Bahnhof sehenswert. Hier könnt ihr das Schaffen der Künstler Picasso und Miró bewundern. In der Stadt, welche nach wenigen Schritten erreicht ist, könnt ihr auf der Plaza Constitución die große Kirche Sant Bartomeu besichtigen - ein wunderschönes Bauwerk im gotischen Stil. Auf dem Platz finden sich auch einige Restaurants, wo man gut speisen kann oder man trinkt einfach nur einen Kaffee und schaut dem regen Treiben an diesem Ort zu.

Für Krimi-Fans hab ich auch noch eine Empfehlung - sozusagen das Buch zum Zug. Ein schöner dicker Wälzer, der von einem Mord im Tren de Sóller handelt. Vermutlich hatte es mich deshalb in dem langen Tunnel etwas gegruselt, da ich das Buch vor der Zugfahrt gelesen hatte. Das Buch der Autorin Lilly Alonso ist im April 2022 beim Heyne-Verlag erschienen und trägt den Titel Mallorquinische Rache. Der 480-Seiten-Wälzer ist als Taschenbuch für 13 Euro zu haben und wirklich gut zu lesen. Lilly Alonso ist übrigens eine Deutsche Zahnärztin, welche seit Jahren auf Mallorca lebt und mittlerweile zwei Bücher veröffentlicht hat.


Bahnhof Bunyola: GoogleMaps

Parken Bunyola: GoogleMaps

Tickets und Fahrplan: LINK



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