1. Mai 2023

Zona M - Militärischer Lost Place auf Mallorca


Im Südwesten von Mallorca befindet sich eine ehemaliger Militärstützpunkt. Die Bateria Refeubeitx E-2 ist militärisches Sperrgebiet und auch unter dem Namen Zona M bekannt. Das riesige Gebiet besteht aus miteinander verbunden Bunkern und verlassenen Gebäuden. Es gibt viel Natur und herrliche Aussichten.


Doch blicken wir erstmal zurück zur Entstehung dieses Militärgebietes. Im Jahr 1914 wurde per königlichem Dekret beschlossen, die Küstenverteidigung Mallorcas auszubauen. Drei Standorte sollen erreichtet werden. Der erste Entwurf für die Bateria Refeubeitx E-2 stammt aus dem Jahr 1915. Das vorgesehene Baugebiet musste erst enteignet werden und so begann erst 1924 der Bau. Es kam immer wieder zu Verzögerungen und Lieferengpässen, so dass letztlich im Jahr 1929 eine nur halbfertige Anlage an das Heer übergeben wurde. Diese bestand damals wohl aus vier Geschützstellungen und nur zwei Munitionsräumen. Eine Kaserne war vorhanden, aber eine Feuerleitstelle fehlte wohl. Dieser Zustand sollte sich bis 1945 auch nicht ändern.

1949 kam wieder Bewegung ins Gelände. Es sollten die alten 24 cm Batterien gegen 30,5 cm Rohre von Schlachtschiffen getauscht werden. Letztlich ging das dann aber wohl erst 1954 voran, denn erst in diesem Jahr wurden die neuen Geschützbettungen errichtet. Auch entstanden dann weitere Unterkunftsgebäude und eine eigene Energieversorgung. Hinzu kamen noch ein Feuerleitstand und Munitionsbunker. Erst 1957 wird die Batterie mit zwei Geschützständen offiziell in Dienst gestellt.  Das letzte der drei 30,5 cm Geschütze wurde erst im Jahr 1964 angeschlossen.

Bis zum Jahr 1971 wird auf dem Areal immer weiter gebaut und die Anlagen aufgestockt. Man schließt das Gelände an das Stromnetz der Insel an und stellt die Feuerleitstelle auf Radarbetrieb um. Alle zwei Jahre werden von nun an Schießübungen durchgeführt. Im Jahr 1996 wird dieses Militärgebiet dann endgültig stillgelegt. Die Gebäude verfallen, die Natur holt sich das Gebiet zurück. Die drei 30,5 cm Geschütze wurden entfernt und verschrottet. Zurück bleiben die Ruinen und Bunker, die wir uns nun gern anschauen wollen.

Wir parken unser Auto in El Toro am Mirador und begeben uns auf den offiziellen Wanderweg, welcher durch Zäune und Tore abgetrennt am Sperrgebiet vorbeiführt. Das Tor zum Wanderweg selbst hat kein Betretungsverbot.

Bereits zu Beginn unserer Wanderung sehen wir Ruinen und einen kleinen Wachposten. Rechts und links des Weges immer wieder Hinweisschilder, dass es sich hier um eine "Zona Militar" handelt. Die Tore sind mit Schlössern gesichert. Zuerst denken wir, dass wohl unser Ziel - der große Rundbunker direkt an der Küste - eventuell nicht (mehr) zugänglich ist. Aber bereits nach ein paar hundert Metern sehen wir, wie ein Hundebesitzer auf Gassirunde einfach so ein Tor öffnet. Einige Meter weiter am nächsten Tor war zwar das Schloss noch dran, aber direkt neben dem Tor fehlte der Zaun. Ok, also doch irgendwie zugänglich das Gelände.

Auf dem Gelände treffen wir dann auf  wenige weitere Passanten. So richtig ernst nimmt das Sperrgebiet hier wohl niemand. Weder die Einheimischen, für die das Gebiet eine schöne Hunderunde hergibt, noch für andere an der Zona M Interessierte.

Vorbei an unzähligen verlassenen Gebäuden wandern wir an der  150 Meter hohen Steilküste entlang und genießen einen fantastischen Ausblick.

Unser Ziel immer noch der alte Rundbunker der Bateria Refeubeitx E-2. Dieser Bunker ist direkt an die Steilküste gebaut und bietet einen gigantischen Ausblick. Und eigentlich wollten wir ab hier das Gelände ein Stück unter der Erde weiter erkunden.


Das gesamte Militärgebiet ist unterirdisch mit Gängen versehen. Die Häuser und Bunker waren somit fast alle unterirdisch verbunden und es gab bis vor kurzem auch diverse Einstiegsmöglichkeiten in dieses Tunnelsystem. Als wir nun im April 2023 vor Ort waren, mussten wir feststellen, dass sämtliche Eingänge zugemauert waren. Schade eigentlich, denn ich hatte extra ausreichend Licht eingepackt und wollte mir die noch erhaltenen Aufzüge für die Munition der Geschützstellungen gern mal anschauen. Nungut, was zu ist, bleibt zu und somit haben wir das Gelände oberirdisch weiter erkundet - und da gab es auch noch genug zu sehen.

Unser nächstes Ziel waren dann auch die drei ehemaligen großen Geschützstellungen, welche damals mit 30,5 cm Vickers-Geschützen ausgestattet waren. Die Geschütze sind längst abgebaut, aber man kann die ehemaligen Stellungen noch gut erkennen. Die Munition wurde unterirdisch gelagert und mittels einer Art Aufzug dann nach oben ans Geschütz geliefert. Die Öffnungen dafür sind heute ebenfalls alle zugemauert.

Wir treten von hier aus den Rückweg an und wählen aber eine andere Route über das riesige Gelände. Immerhin hatten wir noch andere Gebäude gesehen, die wir uns nun auf den Weg legen wollen. Gute Dienste bei der Orientierung leistet hier übrigens das Kartenmaterial von OpenStreetMap. Dort ist wesentlich mehr an Punkten und Wegen eingezeichnet als beispielsweise auf GoogleMaps.







Und dann fanden wir tatsächlich noch eine Stelle, wo es scheinbar unter die Erde ging. Hier war vermutlich der Eingang auch mal zugemauert gewesen - zumindest lagen noch Steine da. Aber man konnte reingehen. Allerdings kam man nicht weit - ein Anschluss an Tunnelsystem zu den anderen Bunkern war hier nicht gegeben.




Ich hab von der Erkundung der Zona M auch ein Video gedreht. Wer sich gern einen Eindruck in bewegten Bildern verschaffen möchte - hier entlang:


Insgesamt war unsere Wanderung übers Militärgelände etwa 7 km lang und wir waren drei Stunden unterwegs. Die Erkundungsrunde war geprägt von Ruinen, Natur und traumhaften Aussichten von der Steilküste. Ein spannendes Areal, auf dem es doch noch das ein oder andere zu entdecken gibt. Es gibt auf Mallorca wohl noch zwei weitere solcher ehemaligen Militärgebiete mit Geschützstellungen. An einem Ort stehen wohl auch noch 2 Geschütze. Wenn man sich etwas mehr mit dem ganzen Thema beschäftigt, stellt man fest, dass Mallorca mal eine richtig intensive militärische Nutzung hatte und dass es von Bunkern auf der Insel nur so wimmelt.

Bei der Recherche zur Zona M bin ich auch noch auf eine gruselige Geschichte gestoßen. Im Jahr 2016, als die Bunker noch zugänglich waren, fanden zwei Wanderinnen einen Rucksack auf dem Gelände. Kurze Zeit später fanden sie dann in einem Bunker die verkohlte Leiche eines Mannes, der an den Händen gefesselt war. Wie die Mallorca Zeitung berichtete, wurde der Tote am 01.10.2016 gefunden und die Polizei geht von Selbstmord aus. Der Mann war wohl 54 Jahre alt und hatte seine Hände mit Ketten vor dem Körper gefesselt und sich mit Benzin übergossen. Angeblich war dieses Vorkommnis auch der Anlass, das Gelände erneut zu sichern und später die Bunker unzugänglich zu machen.

Für Geocacher ist das Areal übrigens auch spannend, denn hier liegen gleich mehrere Caches und warten darauf, geloggt zu werden.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Software von Blogger tut sich manchmal etwas schwer mit dem Veröffentlichen (vom Handy oder Inkognito). Wenn es Euch nicht gelingt, gern Kommentar per Mail an hugolienchen@gmx.de - ich pack ihn dann rein.

Reisewünsche?

Booking.com