14. August 2022

Klusberge - hohe Felsen und spannende Höhlen


Im Harz-Vorland bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt befindet sich ein spannendes Wandergebiet - die Klusberge. Doch wandern kann man hier erst seit der Wiedervereinigung. Dieses Areal hat eine Geschichte, die weit zurück geht und hoch spannend erscheint.

Was heute als ein touristisches Gebiet erscheint und wo man an doch unerwarteter Stelle tolle Felsformationen vorfindet und durch Höhlen krabbeln kann, hatte vor Jahren eine ganz andere Bestimmung.

Der Name des Gebietes leitet sich vermutlich daher ab, dass im Mittelalter hier die ersten Einsiedler sesshaft wurden. Diese bezeichnete man damals als Klausner. Und davon abgeleitet stammt vermutlich das Wort Klus und somit eben das Gebiet und die Felsformationen als Klusberge. Eine erste Erwähnung des Gebietes gab es wohl um 1070.

Das Areal der Klusberge erstreckt sich auf 1,5 Kilometern Länge sowie etwa 600 Metern Breite. In die Höhe reichen die Felsformationen bis auf 190 Meter. Das Areal ist gut beschildert - gleich am Parkplatz (Koordinaten wie immer unterm Blog) findet ihr einen guten Übersichtsplan. Für meine Runde gestern hab ich etwa 1,5 Stunden gebraucht und sie war 4 Kilometer lang. Am Ende des Blogs findet ihr auch ein Video vom Rundgang mit den Highlights.

Festes Schuhwerk und etwas Kondition sollten mitgebracht werden, wenn man auf die Felsen und zum oberen Weg zu den Höhlen möchte. Alles was auf dem unteren Weg ist, kann man locker auch mit dem Kinderwagen absolvieren - man sieht dann auch die Felsen, kommt aber eher nicht zu den Höhlen.

Als erstes auf der Runde findet man das Fliegerdenkmal vor. Es soll an den Absturz einer R14 (schwerer Langstreckenbomber) im ersten Weltkrieg erinnern, bei dem 6 Deutsche ums Leben kamen.

Geht man nun den Weg weiter, gibt es einige Infotafeln und für die Kinder eine Wand, wo man lustige Fotos mit Köpfe-Durchstecken machen kann. Auch eine erste Höhle tut sich auf.

Kurze Zeit später erheben sich auf der linken Seite die ersten Felsen. Es sind die Fünffinger-Felsen - sehr imposant.

Noch ein Stück des Weges und man erreicht den Klusfelsen - das eigentliche Highlight der Runde. Am Fuße des Felsens befindet sich auch eine Station der Harzer Wandernadel mit Namen "Im Schatten der Hexen VIII. Klusberge". Den Felsen kann man besteigen. Hier sollte man auf festes Schuhwerk und Trittsicherheit achten. Der Boden auf und um die Felsen ist sehr sandig und somit auch rutschig. Die Felsformation ist hochinteressant, denn sie enthält auch Hohlräume, welche damals wohl bewohnt waren. Zumindest sind dort eine Art Steinbänke in den Aushöhlungen. Es wird vermutet, dass eine Höhle damals eine Art Kapelle war.

In den Felsen selbst findet man viele eingeritzte Namen vor. Wenn man genauer hinschaut, so stellt man fest, dass hier wohl viel russisch gesprochen wurde. Das hängt damit zusammen, dass das gesamte Areal zu Zeiten der DDR militärisches Sperrgebiet war und das 49. Gardepanzerregiment der GSSD (Sowjettruppen in der DDR) hier beheimatet war. Auch nutzte die NVA das Areal als "Komplexlager 12" für Vorräte für den Kriegsfall.

Aber das war nicht die erste militärische Nutzung des Gebietes. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg spielte das Gebiet eine Rolle. Insbesondere die später noch auf dem Weg liegenden Höhlen dienten als U-Verlagerung. Am bekanntesten dürften die Decknamen "Makrele 1" und "Makrele 2" sein. In diesen U-Lagern wurden kriegswichtige Produktionsanlagen versteckt.

Und geht man nun vom Klusfelsen den Weg weiter bergauf, so gelangt man vorbei an einem Aussichtspunkt mit Schutzhütte zur Teufelskanzel. Von hier aus habt ihr nochmal einen tollen Blick auf Fünffingerfelsen und Klusfelsen. Geht ihr nur weiter, seid ihr auch schon auf dem Weg, an dem die Höhlen aus damaliger Zeit liegen.




Ganz früher - also vor den Kriegen - dienten einige der Höhlen wohl als Lagerräume. Man erkennt deutlich, dass die Höhlen vom Menschen geschaffen und später dann auch erweitert und ausgebaut wurden. Das Stollensystem wurde von NS-Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen angelegt. Welche Größe es insgesamt hat, kann ich nicht sagen. Dummerweise war ich wieder mal ohne Taschenlampe unterwegs. War ja eigentlich auch Harz & Natur aufm Plan - dass ich hier auf einen spannenden LostPlace mit viel Unter-der-Erde stoße, war eher Zufall.

Einige der Höhlen waren abgesperrt oder zugemauert. Aber es war auch eine große Höhle offen. Schon beim Betreten merkte man, dass drinnen richtig kalte Zugluft ist. Das deutet ja meist drauf hin, dass es sich hier nicht nur um eine kleine Höhle handelt, sondern eher um ein Gangsystem. Und meine anschließenden Recherchen haben auch genau das bestätigt. Wer sich also dort weiter vor wagen möchte, sollte ggf. eine gute Lampe dabei haben. Wie weit man heute noch in das System laufen kann, kann ich nicht sagen. Wer dazu Infos hat, gerne in die Kommentare schreiben.


Aber nicht nur zur Lebensmittellagerung ganz früher und Waffen- und Produktionsanlagen verstecken in den Kriegen dienten die Höhlen. Es wurden nach der Währungsunion dort wohl auch Milliarden an entwerteten Ostmark versteckt, um sie verrotten zu lassen. Allerdings wurden die zugemauerten Stollen irgendwann aufgebrochen und eine Zeit später bedienten sich zwei junge Menschen an den Scheinen. Auch wenn das Geld an sich nichts mehr wert war, so hatte es mittlerweile doch einen Sammlerwert und Leute waren bereit, bis zu 25 Euro für so einen Geldschein aus der DDR zu zahlen. Der fall kam sogar vor das Amtsgericht in Halberstadt und endete mit einer wohl recht milden Strafe. Die alten Geldscheine ließ man dann abtransportieren und verbrennen, da sie doch nicht so verrotteten wie man sich das vorgestellt hatte.

Also alles in allem schon sehr spannend mit den Höhlen. Beim Wandern fand ich tatsächlich schade, dass man hier keine Info-Tafeln zu den jeweilen Höhlen vorgefunden hatte. Die Höhlen stehen einfach offen am Wegesrand - jeder kann rein und die meisten haben wohl keine Ahnung, welch spannende Geschichte sie hier betreten.

Von den Höhlen führt der Weg dann wieder schmal und etwas steil bergab und man findet sich kurz vorm Parkplatz wieder. Auf jeden Fall ist das Gebiet der Klusberge eine spannende Wanderung für die ganze Familie. Langeweile kommt bei den Kids da garantiert nicht auf. Ob die Kinder alt genug ist, auf die Felsen zu klettern oder in die Höhlen zu kriechen, muss jeder selbst entscheiden. Ich denke, ab 8 Jahre auf jeden Fall machbar.

Hier könnt ihr Euch gern noch einen Eindruck vom Wandergebiet im Video holen:



Parken: GoogleMaps, gebührenfrei

ÖPNV: am Wochenende fährt auch eine Straßenbahn hin



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